Winterimpressionen

  Herkunft und Deutung von Brauchtum zum Jahreswechsel Wer über die Weihnachtstage oder zum Jahresende über den Mannenberg geht, trifft eine ruhige Zeit, eine sehr stille Zeit – mit Vorsicht ist beim Besuch auf das Wild auf der «Winterweide» zu achten, das in Ruhe weidet – Blickt man historisch zurück, ist diese Zeit zwischen den […]

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Herkunft und Deutung von Brauchtum zum Jahreswechsel

Wer über die Weihnachtstage oder zum Jahresende über den Mannenberg geht, trifft eine ruhige Zeit, eine sehr stille Zeit – mit Vorsicht ist beim Besuch auf das Wild auf der «Winterweide» zu achten, das in Ruhe weidet – Blickt man historisch zurück, ist diese Zeit zwischen den Jahren immer eine ganz besondere Zeit. Diese dunkle und besonders im Spätmittelalter schneereiche und stürmische Zeit liess die Fantasie der Menschen blühen. Brauchtum, Sagengestalten und Erzählungen über Geister gibt es bis heute aus der Zeit „zwischen den Jahren“

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«Die Zeit «zwischen den Jahren»

Die 12 Tage nach der Wintersonnenwende gehen vermutlich auf den germanischen Mondkalender zurück, der ein Jahr mit zwölf Mondmonaten und 354 Tagen beziffert. Die zum heutigen Sonnenkalender fehlenden elf Tage – oder zwölf Nächte – wurden als Tage außerhalb der Zeit angesehen.Bei den Katholiken beginnen die zwölf Raunächte meistens mit der Nacht der Wintersonnenwende am 21. Dezember und enden nach Neujahr, später zählten die Protestanten dagegen die Nächte zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag als solche. Das neue begann am 6. Januar. Die fehlenden elf Tage –oder 12 Nächte – wurden einfach hinten angehängt, so entstand der Begriff „zwischen den Jahren“.

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«Raunächte»

Wann aus den zwölf Nächten die wurden und worauf der Begriff genau zurückgeht, das ungewiss. Eine Erklärung zur Herkunft ist das mittelhochdeutsche Wort ‚ruch‘ und bedeutet fellig, behaart. In Zusammenhang mit der Vorstellung wie die Geister mit zotteligen und «ruchen» Fellen durch die Nacht geflogen sind, kann man zu diesem Schluss kommen. Die andere verbreitete Meinung ist, dass in dieser Zeit vielerorts geweihräuchert wurde, um die Gespenster fernzuhalten und Segen über das Haus zu bringen.Die Quellen Lage ist schwierig. Eine davon ist das 1534 erschienene „Weltbuch“ von Sebastian Franck.Zitat: «Die zwolff naecht zwischen Weihenacht und Heyligen drey Künig tag ist kein hauß das nit all tag weiroch rauch in yr herberg mache für alle teüfel gespenst vnd zauberey»Es war eine Zeit, in der das Gesinde nicht arbeiten durfte, wo die Menschen einfach dann auch viel zusammensaßen. Man hatte nur wenige Stunden am Tag, in denen man draußen Arbeit verrichten konnte und mehr Zeit sich miteinander zu unterhalten. Dabei ist vorstellbar, dass zum Spinnen von Fäden auch Erzählungen und Geschichten gesponnen wurden, was so in dieser dunkelsten Jahreszeit, die wir überhaupt haben, passiert.“ So unterstützten die bekannte Erzählung und Brauchtum, dass man zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche aufhängen darf, damit sich da keine bösen Geister darin verfangen würden, die auferlegte Ruhe.

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«Berchtoldstag»

Der zweite Januar «Berchtoldstag» hat ebenso sehr unterschiedliche Bedeutungen. Der Tag hat jedenfalls nichts mit einem heiligen Berchtold zu tun. Wie es sich und ob es sich dabei um die Sagengestallt Frau Perchta oder Frau Percht, verhält kann nicht schlüssig beantwortet werden. Sie ist aus einem zusammenwirken germanischer, keltischer und slawischen Mythologie entstanden, die sich in verschiedener Weise findet, so auch der nordischen GöttinFrigg. Eine Besondere bemerkenswerte Deutung findet sich m Schweizerischen Idiotikon (Bd. IV Sp. 1538) wird erwogen, das Wort zur burgundischen Königin Berta zu ziehen, die in der Westschweiz vielfach als Kirchengründerin gilt; der schweizerische Berchtoldstag stünde damit in der Nachfolge zu Epiphanie (6. Januar). Sie war eine bemerkenswerte Herrscherin die das Land pflegte und förderte und passt in die Symbolik von Frau Percht.

Wer nun von den edlen Frauen sich mit ihrem Gefolge, sich in den Winterimpressionen auf dem Mannenberg eingefunden hat – Frau Percht oder Berta von Burgund, lassen wir offen.Der „Bärzelitag“ oder „Bä(r)chtelistag“ leitet sich nicht etwa von einer Form „Berchtoldstag“ ab; vielmehr ist „Berchtoldstag“ die Umdeutung des verdunkelten Erstglieds: „berchten“ oder „berchtelen“ hiess früher „heischen, verkleidet umziehen, schmausen“ und beschrieb die Tätigkeiten an dem schon im frühen 15. Jahrhundert erwähnten „Berchtentag“, dem 2. Januar.Nun wird es etwas komplizierter: „Brecht“ könnte aber auch eine althochdeutsche Übersetzung vom griechischen „Epiphanias“ sein, da beide Ausdrücke mit dem Begriff „Glanz“ in Verbindung stehen. Die „Perchta“ steht ebenfalls im Zusammenhang mit dem Bärzeli, so kann „perchtelen“ als „die Perchta spielen, heischen“ aufgefasst werden. „Perchten“ sind – wie die Hallwiler „Bärzeli“ – dämonenhafte Maskengestalten, die um diese Jahreszeit auftreten und den Namen dem Tag ihres Erscheinens zu verdanken haben. Nun wünsche ich allen bis zur «Lichtmess» eine gute Zeit.

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« Lichtmisse, weil man ab diesem Tag das Licht im Hause missen oder wieder entbehren kann».  An Lichtmess endete die Weihnachtszeit,  die Spinnstube wurde  geschlossen. Wechselten die Dienstboten ihre Arbeitgeber nahmen sie ein paar Tage Urlaub bis Agatha oder Aschermittwoch.  An dem an Lichtmess herrschenden Wetter schloss man auf die zu erwartenden Ernteerträge (Langfristprognose). Die Wettermeinungen gingen jedoch auseinander: nach der einen bedeutet ein windstiller, sonniger Tag und Tauwetter ein schlechtes Jahr, nach einer anderen heißt es „Lichtmess hell und klar bringt viel Korn und Flachs im Jahr.“