Eine Sage vom Rosenstein (Heidenmauer)

Was versteht man eigentlich unter der Heidenmauer in Oberwil im Simmental? Niemand weiss es. Im Volke noch heisst die nur noch in Ruinenstücken erhaltene Burg der „Rosenstein“. Von dieser Burg klingt noch wie ein Nachhall ihrer gänzlich verschollenen Geschichte folgende Sage:
Hugo, der Ritter von Rosenstein, war ein überaus geiziger Mann. Alles Gold, das in seine räuberischen Hände kam, vergrub und versteckte er in der Erde und er allein kannte die Stelle, wo es lag. Da kam einmal der Raubgraf von Gaffertschinggen mit Kriegsvolk das Tal herauf. Hugo zog aus, ihm entgegen, fiel aber im Krauchthal in einen Hinterhalt der Feinde und wurde mit seiner kleinen Schar erschlagen und seine Burg ging in Flammen auf. Bevor er zum Kampf gegen den von Gaffertschinggen auszog, soll er sich nach einer gewissen Stelle im Walde umgewandt und gemurmelt haben: „Der Teufel soll `s hüten.“ Sie glaubten, er meine das Schloss und gaben nichts darauf. Ungezählte Jahre später, als Wald und Gesträuch schon lange das Schlossgemäuer überwuchert hatten, kam in einer Mondscheinnacht ein Jäger, der im Eichstaldenwald gepirscht, aber nichts gefangen hatte, des Weges daher. Da gewahrte er auf einmal in der Nähe der Schlossruine eine grosse, schwarze Katze auf einem Steine sitzen. Schnell nahm er sein Schiesszeug zur Hand und sagte: „Ein Katzenbalg ist auch was wert.“ Er zielte und schoss. Aber, wie er losgedrückt hatte, zersprang ihm sein Gewehr und es kam ihm vor, als ob ihm jemand einen derben Schlag ins Gesicht gegeben hätte. Die Katze war verschwunden. Er wankte nach Hause, sein Gesicht schwoll auf und am dritten Tag war er eine Leiche. Die schwarze Katze wurde später noch mehrmals gesehen; aber es wagte niemand mehr nach ihr zu schiessen.

Ergänzung: Eine schwarze Katze ist auch vom Mannenberg bekannt. Verschiedene Besucher und Fachleute berichteten beim der Vorbereitung zu den Sanierungsarbeiten, dass sie beim Besuch der Ruine von einer Schwarzen Katze begleitet wurden. Unter andern konnte dies auch der Stiftungsratspräsident – der sich gezwungenermassen  öfters zu verschieden Tageszeiten dort aufhielt – bestätigen, die Katze war auch den Anwohnern bekannt. Sie spazierte gern wie der Burgherr auf der Krone des Rundturms hin und her. Hansueli Eggen, der im Zusammenhang mit der Sanierung auf der Burg beschäftigt war, sprang sie sogar einmal auf den Buckel als er auf den Rundturm klettern wollte. Zu Beginn der Sanierung der Burg war sie plötzlich verschwunden. Einige Anwohner meinten auf Nachfrage sie sei wohl von einem Auto überfahren worden.

Quelle: Sagen aus dem Simmenthal von D. Gempeler – Schletti