Katharina Berchten von Lenk war eine sehr schöne Dirne und besass ein beträchtliches Vermögen, wozu auch die Langerseiten und andere Güter gehörten. Sie ward der Hexerei beschuldigt. Man sagte von ihr, sie könne das Wetter machen, Menschen und Vieh mit unheilbaren Krankheiten behexen und aus Haaren Hagel machen, in dessen Steinen man Haare gefunden habe, die den ihren glichen und dergleichen Untaten mehr, so dass das Volk noch nach langen, langen Jahren mit Schrecken davon erzählte. Sie soll angeklagt, verurteilt und in Thüll zu Zweisimmen auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sein.
Da es in damaliger Zeit Gesetz war, dass der Fiskus sich des Vermögens der Hingerichteten bemächtigte, so glaubten viele aus dem Volke an die Unschuld der Tryna Berchten und liessen durchblicken, dass ihr Reichtum eine Hauptursache ihrer Verbrennung möchte gewesen sein. Kein Wunder, dass ihr Rachegeist am Langer spuken musste, wovon ein vor mehr als hundert Jahren verstorbener Mann folgendes erzählt haben soll:
„Ich war unter der Präfektur des Kastlan Zehnder einer seiner Knechte. Herr Zehnder war Landwirt und benutzte die Schlossgüter selber und so auch die Langerseiten, die seit dem Tode der Tryna Berchten Schlossdomänen geworden waren. Ich war in der heiligen Nacht mit andern jungen Leuten, die wie ich dort gearbeitet hatten, zur Ruhe gegangen. Um Mitternacht sprangen alle Türen des Gemachs mit grossem Geräusch angelweit auf. Wir wurden aus den Betten hinaus in den tiefen Schnee geschleudert, aus dem wir mühsam wieder herauskrochen und in die warme Stube eilten. Der übrige Teil der Nacht verstrich ruhig, wie auch der übrige Teil unseres Aufenthalts daselbst.“ Lange Jahre soll die Katharina Berchten auf ihren ehemaligen Besitzungen gespukt haben. Als das Spuken aufhörte, sagten die Leute, Tryna sei nun zur Ruhe gekommen.