Es war in grauer Vorzeit, da wollte ein mutiger Reiter vom Bernerland hinüber ins Wallis reisen. Öde und wüst lag das Alpengebirge und noch keines Menschen Fuss war in das hochgelegene Alpental hineingedrungen. So wenig war das Felsental begangen und bekannt, dass es nicht einmal einen eigenen Namen hatte. Der Reiter aber auf weissem Rosse wollte es gleichwohl wagen. Immer weiter drang er in die Schlucht; angeschwemmter Sand, Kies und Geröll der Lütschine hemmten immer mehr den Schritt. Endlich war ein Fortkommen unmöglich, von allen Felsen strömten die Bäche, knietief watete das Pferd im schlammigen Sande, Umkehr war geboten. Wie der Reiter wieder zu den Seinen kam, da ging ein Fragen unter den Leuten, was ihm begegnet sei. „Ich musste umkehren, denn lauter Sand und lauter Brunnen hinderten meinen Weg.“ Von jener Zeit ist der Name dem Tale geblieben: Lauterbrunnen.