Gerade richtig zur Frühlingszeit steht die Burghütte auf dem oberen Mannenberg neu aufgebaut
und schön hergerichtet.
Was war geschehen? Am 8. August 2019 fegte ein heftiger Gewittersturm talaufwärts kommend
über den Mannenberg. Die grosse kräftige Tanne bei der Burghütte u. Brätlistelle wurde wie von
Geisterhand aus ihrem Wurzelwerk gerissen und auf die Hütte geworfen, zerstörte beim Fallen
diese vollständig und zerschlug ringsherum alles. Wer anderntags vor Ort war erhielt den Eindruck,
der Mannenberg sei von einem wilden Heer, wie vor 670 Jahren (1349) noch einmal gestürmt
worden. Die alarmierte Burgwache mit Hanspeter Feuz und Ritterschaft war vor Ort um den Schaden
zu begutachten. Die Stiftung und der Verein Burg Mannenberg berieten sich mit der Bäuert Mannried
und den zuständigen Amtsstellen was zu tun sei. Der Weg über die Burg musste gesperrt werden.
Mit den ersten Aufräumarbeiten wurde der Weg gesichert und begehbar gemacht. Doch die mächtige
Tanne konnte erst später geräumt werden und so waren manchmal im Winter bei Nebel oder
Schneefall eigenartige Bilder zu bestaunen. Die Überreste der Tanne, mit ihren verschneiten Ästen
lag wie das Gerippe eines Riesendinosauriers aus längst vergangenen Zeiten auf dem Mannenberg.
Der Mannenberg Sagen umwoben hat eben einen besonderen Charme und wer Fantasie hat kann
sich dazu eine Geschichte ausdenken.
Was war zu tun? Für den Verein Burg Mannenberg war es klar, die Hütte mit der beliebte Brätlistelle
soll wiederaufgebaut werden. Die Bäuert Mannried übernahm die Räumung der Tanne und unterstütze
den Verein mit einer Spende zum Wiederaufbau der Burghütte. So bekam der Verein, Ritterschaft und
Burgwache Mut die geschätzte Burghütte aufzubauen und Schäden an Spielplatz und Brätlistelle zu
reparieren. Was nicht an Werkzeug vorhanden war konnte bei der Gemeinde ausgeliehen werden.
Der Aufbau der Burghütte benötigte geschickte und fleissige Hände, gute Planung und viele Stunden
Fronarbeit und einige «Florentiner Gulden» aus der Burgkasse. Das war nicht anders als in längst
vergangen Zeiten, der Unterhalt der beiden stattlichen Burganlagen vor rund 700 Jahren war aufwändig.
Neben Fronarbeit, benötigte man Fachleute und bei grösseren Vorhaben ganze Bauhütten, dazu mussten
die Besitzer über ausreichende Geldmittel verfügen. Es war vielleicht einer der Gründe warum die
Herrschaft Mannenberg weitergegeben wurde. So z.B. 1378 von der Fam. von Düdingen an die Stadt
Freiburg.
Was ist gelungen? Nichts desto trotz, mit der Zuwendung der Bäuert gingen der Verein Burg Mannenberg,
die Burgwache, Ritterschaft und geschickte Bauleute unterstützt von ihren tapferen Frouwe ans Werk.
Sie liessen nicht locker, bis nach vielen «Fronstunden» die Hütte stand und die Umgebung geräumt und
beschädigtes Gut repariert war. Geschickt wurden dabei Materialien und Gegebenheiten der Umgebung
genutzt, wie z.B. die Verankerung des mittleren Dachsparrens im mächtigen Baumtrunk der gefallenen
Tanne oder die aus einer Latte schön geschnitzte Dachrinne. Sie führt das Wasser in ein grosses Fass, so
dass künftig Wasser zum Löschen der Feuerstellen zur Verfügung steht. Gute Überlegungen und
handwerkliches Geschick wie es schon im Mittelalter beim Bau von Burgen angestellte wurde.
Die Burghütte war aufgerichtet, doch ringsum waren grosse Haufen von Ästen zu räumen. Hier war der
Hofmeister unermüdlich tätig bis die Äste auf sauber aufgetischt waren.
Zur Freude vieler Familien und Personen die den Gang über den Mannenberg schätzen, gerne dort
verweilen und die vergnüglichen wie stillen Momente geniessen dürfen sich wieder freuen den schönen
Platz und die Berghütte zu nutzen.
Echte Begegnung mit der Ritterschaft und Burgwache? Am Muttertag steht Ritter und Hauptmann
der Burgwache, Hanspeter Feuz, Ritter Johan Petrus von Mannenberg in vollem Gewand mitten auf dem
Platz bei der Burghütte und begrüsst freundlich die vorbeikommenden Familien.
«Ja, die Burgwache hat schon einige Jahrhunderte Erfahrung im Unterhalt befestigen der Burg» liess der
kecke Burgherr Johannes von Strettligen, Hans Burkhalter, sich vernehmen. Er kennt die Burganlage
bestens hat geforscht und weiss viel Spannendes zu erzählen. Nach erstem Staunen gibt es Fragen und
die Herren erzählen aus der Vergangenheit.
Wer Lust hat den Mannenberg zu besuchen darf nicht überrascht sein, wenn er einem Ritter und seiner
Gefolgschaft begegnet. Mann, Frau und Kinder dürfen den Mannen ein «Loch in die Rüstung» fragen wie
das Leben im Mittelalter war.
«So sey bedankt die guete Tat» Der Mittelalterverein Burg Mannenberg und Stiftung sind stolz auf das
gelungene Werk. Das Co Präsidium, Claudia und Ferdy Gautschi, der Stiftungsratspräsident Johannes Matti
danken der Ritterschaft und denn Mannen der Burgwache: Feuz Hanspeter, Burkhalter Hans, Von Siebenthal
Hansruedi, Amsler Hans, Lempen Willy, für ihren starken Einsatz. Ein grosses Dankeschön für alle weitern
Helferinnen und Helfer die Unterstützung leisteten. Einen grossen Dank geht an die Bäuert Mannried für die
schöne Spende und gute Zusammenarbeit sowie die Gemeinde Zweisimmen für Unterstützung mit Werkzeug
und Material.
Eine schlichte Feier zur Aufrichte ist auf spätere Zeit verschoben und wird bekannt gemacht. Burghütte und
Brätlistelle kann unter Einhaltung der Vorgaben des BAG benutz werden.
Der Mittelalterverein Burg Mannenberg hatte verschiede Aktivitäten im Jahres Programm vorgesehen, die
nun Situationsbedingt angepasst werden, Informationen werden folgen. Der Verein pflegt und unterhält die
Burg Mannenberg, historischen Brauchtum und Wissen und belebt mit kleinen Aktivitäten die Burg. Interessierte
können sich gerne beim Verein melden. Begleitete Führungen auf der Burg, sind unter Einhaltung der Vorgaben
des BAG möglich.
Der Burgenweg und Burg Mannenberg bietet eine Natur und erlebnisreiche Aktivität für alle, verbindet die
historische Vergangenheit anschaulich mit dem heutigen Lebensraum, stiftet Identität und bereichert das Freizeit
Angebot in der Region durch seine Besonderheit.
Vor 670 Jahren: Das Auftreten der Pest und die Eroberung der Herrschaft Mannenberg durch Bern, spielte im
Schicksal der Stadt Bern eine besondere Rolle. Glaubt man Konrad Justinger, hat der Fall von Mannenberg die
Stadt Bern vor grösserem Unheil bewahrt. Vor 670 Jahren, beim ersten Auftreten der Pest im Frühsommer des
Jahres 1349 scheint die Stadt Bern und die Landschaft besonders schwer von der Seuche getroffen zu sein,
schreibt Konrad Justinger und schildert die grossen Verluste in der Stadt. Auf die Nachricht über die schweren
Verheerungen des Seuchenzugs schien für ein Teil des habsburgischen Adels im Elsass und Breisgau der
Zeitpunkt gekommen und sie äusserten die Absicht, die entvölkerte Stadt anzugreifen, um sich auf diese
Weise für die 1339 vor Laupen (Laupenkrieg von 1339/40) erlittene Niederlage zu rächen.
Doch die militärischen Erfolge eines bernischen Truppenaufgebots im Oberland, das sich im Dezember 1349
gegen die Kriegsmannschaften des Grafen von Greyerz durchsetzte und die Herrschaft Mannenberg eroberte,
zwangen den Adel jedoch, den geplanten Kriegszug aufzugeben, was nach Meinung Konrad Justingers ihnen der «welt spot eintrug».
Die Verbreitung der Pest im Mittelalter: Krankheiten und Seuchen verbreiten sich oft entlang den Handelswegen.
Das Simmental mit Übergängen nach Süden und Westen war damals exponiert, ende 1347 kam sie von Süden her
über das Rhonetal und Tessin. Infolge breite sich die Pest in den Städten des Mittellands aus. Danach blieb sie über
Jahrhunderte eine ständige Bedrohung. Zum Letzen mal kam sie 1670 von Basel, Aargau und Bern, bis hinauf ins
Oberland, wo sie 1668/69 in Gsteig viele Opfer forderte und dann erlosch. Im Kampf gegen die Pest erfolgten im
17. Jh. durch die Regierungen weiter reichende wirksame Massnahmen, wie z.B. Pestreglementen, Sozial- und
Hygienemassnahmen und sog. «Bando» Grenzsperren. Als Stand der Wissenschaft galt die «Kontagionslehre» sie
sah die Ursache der Verschleppung durch Kontaktinfektion von spezifischen Keimen, begleitet von Umständen
mangelnder Hygiene und Armut. Diese aufgeschlossene, durch Aufklärung und Wissenschaft begründete Ursache
beendete irrationale Lehren deren Folgen oft unmenschliche Verfolgungen, unschuldige Opfer und Pogrome waren.
Doch erst 1894 entdeckte der Schweizer Alexandre É.J. Yersin das Pestbazillus.
Berichterstattung aus Gegenwart und Vergangenheit
j.p. beuret
STIFTUNG BURG MANNENBERG Stiftungsrat
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Bericht zu den Aktivitäten der Stiftung
Burg Mannenberg
im Jahre 2015
P.A. Gemeindeverwaltung 3770 Zweisimmen
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zusammengefasste Aktivitäten 2015
Im Jahre 2015 beschränkten sich die Aktivitäten des Stiftungsrates Burg Mannenberg auf die Durchführung der statutarisch vorgeschriebenen Handlungen und die Unterstützung des Vereins Burg Mannenberg bei verschiedenen Aktivitäten.
Die Besetzung des Stiftungsrates bleibt unverändert. Der Stiftungsrat setzt sich wie folgt zusammen Präsident: Johannes Matti, Vizepräsident und Vertreter Verein Burg Mannenberg: Lukas Stucki, Sekretärinund Vertreterin Tourismus Zweisimmen: Regula Näf-Rudin, Finanzen: Maria Bühler, Vertreter Archäologischer Dienst des Kantons Bern: Martin Portmann,Vertreter Bäuert Mannried: Sylvain Regamey, Ressort Bauliches und Unterhalt: Matthias Trachsel.
Besetzung Stiftungsrat Burg Mannenberg 2016
Ordentliche Sitzungen:
16.03.2015 | Vorstandssitzung |
27.04.2015 | Hauptversammlung |
Anlässe:
Gemeinsam mit dem Verein Burg Mannenberg wurden folgende Anlässe organisiert und durchgeführt:
03.10.2015 |
Ausflug nach Jaun mit Führung von Werner Schuwey durch die Burg „Ballavuarda“, die Kirche und das Cantorama
|
13. & 14.10 2015 |
Arbeitseinsatz Schuljahr WBS Zweisimmen An diesen zwei Tagen wurden mit Unterstützung des Stiftungsrates von den Schülern der WBS Zweisimmen diverse Arbeiten rund um die Burg Mannenberg ausgeführt. Es wurde Holz für die Feuerstelle zubereitet, der Wanderweg von der oberen Burg auf den Hals instand gestellt, im Burghofareal Sträucher geschnitten und die Gletschermühlen gereinigt. |
25.10.2015 |
Besuch des Verein „Pro Ruine Jagdburg“
|
19.12.2015 |
Weihnachtsmarkt Zweisimmen Der Verein und die Stiftung waren wiederum mit einem Stand am Weihnachtsmarkt vertreten. Es wurde Milch mit Honig ausgeschenkt und diverse Bisquits verkauft. Der geschmückte Stand und das mittelalterlich gekleidete Standpersonal machten beste Werbung für die Burg Mannenberg. |
Der Burgenweg und die Burg Mannenberg sind nach wie vor beliebte Ausflugziele und eine touristische Attraktivität. Dies zeigt sich auch daran, dass nur noch wenige, der im Jahr 2015 neu gestalteten Flyer auf dem Verkehrsbüro vorrätig sind und im Jahr 2016 eine Neuauflage geplant werden muss.
Die Senioren Turner unter der Leitung von Hans Burkhalter sind nach wie vor mit den Pflege- und Unterhaltsarbeiten engagiert. Sie haben in diesem Jahr bei der oberen Burg ein Materialmagazin errichtet, welches ihre Arbeit in Zukunft wesentlich erleichtern wird. Ihnen allen gebührt vom Stiftungsrat ein grosses Dankeschön.
Einen herzlichen Dank an die Stiftungsratsmitglieder, den Archäologischen Dienst und den Vorstand des Vereins Burg Mannenberg für ihre Unterstützung und Arbeit.
Der Stiftungsratspräsident, Johannes Matti
Die Sekretärin, Regula Näf
Zweisimmen, 30. Januar 2016
REDE von ANNEMARIE DUBLER Historikerin Bern als PDF
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Auch in die Grafschaft um Schloss Kyburg kam die Kunde vom Wiederaufbau der Burg Mannenberg. Zu den Mittelalter-Festivitäten vom 1. / 2. Juli 2011 wird der «rote Hufen» vor dem Schulhaus Mannried seine Zelte aufschlagen und Quartier machen. Der «rote Hufen» ist eine mittelalterliche Reisegruppe von Söldnern, Kaufleuten, Pilgern, Handwerkern, Gauklern und Reisläufer, die als Gruppe von Markt zu Markt reisen. Auch unter dem Schutz des geharnischten Hauptmann Stefan von Wilchingen reist Elisabeth Anastasia von Klingen Zähringen mit, die Gattin Berchtholds V von Zähringen.
Kürzlich nahmen Kundschafter des «roten Hufen» angeführt von Hauptmann Stefan von Wilchingen zusammen mit Ritter Gawin zu Wittelsbach und den beiden Söldnern Ulvein von Knushard und Olvert zu Wyss einen Augenschein vom Festgelände und den Möglichkeiten das Zeltlager aufzubauen. Gemeinsam mit Vertretern des archäologischen Dienstes des Kantons Bern, des Thuner Mittelaltervereins und der heutigen Burgherrschaft, dem Stiftungsrat, begaben sich die ritterlichen Gäste auch hinauf zur neuen unteren Burg und zu den Mauerüberresten der oberen Burg.
Empfang der ritterlichen Gäste auf dem Festgelände. Von links der 1. Söldner Ulvein von Knushard, Hauptmann Stefan von Wilchingen, Ritter Gawin zu Wittelsbach, Empfangszofe Hans Burkhalter von der Burgherrschaft Mannenberg und der 2. Söldner Olvert zu Wyss.
Bereits konnten einige Ablaufpunkte und Rosinen der Lebhaftigkeiten an den Mittelalter-Festivitäten vom 1. / 2. Juli in Erfahrung gebracht werden. Am Schulfest mit dem Thema Mittelalter rund um den Mannenberg bietet sich den Schülern Gelegenheit ins mittelalterliche Leben einzutauchen. Am Samstag biete sich der ganzen Bevölkerung ein realistischer Einblick in das Leben, in die Kunst und in die Kultur des 13. Jahrhunderts. Es bietet sich unter anderem Gelegenheit, die ganze Söldnertruppe bei Schaukämpfen mit den Säbeln zu bestaunen. Zudem wird im Festgelände verschiedenes Handwerk und Gewerbe aus der damaligen Zeit gezeigt.
Auf dem Burggelände führen der archäologische Dienst des Kantons Bern, das Zähringervolk Burgdorf und der Mittelalterverein Thun die Besucher durch die neuen und alten Burggemächer. Dazu sind Hellebardenvorführungen, Armbrust- und Bogenschiessen angesagt. Natürlich darf für das leibliche Wohl eine mittelalterliche Küche nicht fehlen.
Text und Bilder Fritz Leuzinger Zweisimmen
Zeichnung Werner Suter
Über die Geschichte der unteren Burg Mannenberg ist kaum mehr bekannt als über jene der oberen Burg. Der ganze Hügel bildete das hochmittelalterliche Herrschaftszentrum des Obersimmentals, welches im 10. Jh. als ursprünglich burgundisches Krongut an Kaiser Otto III. kam. Ob die im 12. Jhdt. auftauchenden Herren von Siebental hier residierten, ist unklar. 1270 wird eine Burg «Mamerberg» erstmals erwähnt, als der aus dem Wallis stammende Ritter Peter von Raron das Reichslehen innehatte. Bald nach 1300 verkauften die Herren von Raron die Herrschaft Mannenberg an Heinrich IV. von Strättlingen. Ab 1336 treten indessen die Grafen von Greyerz als Inhaber des Lehens auf. Weil er sich im Laupenkrieg gegen Bern stellte, erhoben sich die Talleute gegen Graf Peter von Greyerz. Und 1350 gelang es bernischen Truppen, bei einem Vorstoss ins Obersimmental die Burgen auf dem Mannenberg zu zerstören.
Entgegen früheren Annahmen wurde die untere Burg nicht als Ersatz für die zerstörte Anlage erbaut. Sie scheint eher eine Ergänzung der oberen Burg gewesen zu sein. Während jene talabwärts gewandt war, konnte man von der unteren Burg talaufwärts blicken. Nach der Eroberung durch die Berner liessen die Greyerzer die beiden gebrochenen Burgen zerfallen und verkauften ihre Rechte 1356 an die Herren von Düdingen. Von diesen kam das alte Reichslehen 1378 an Freiburg, bis sich Bern 1386 im Sempacherkrieg endgültig des Tals bemächtigte und eine Landvogtei einrichtete. Als Herrschaftssitz wurde damals nicht mehr Mannenberg, sondern die Blankenburg gewählt.
Die Ruine wurde als Steinbruch ausgebeutet und befand sich allgemein in einem sehr schlechten Zustand, bis 2007 mit Hilfe des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern die Stiftung Pro Mannenberg gegründet wurde. Diese Institution zur Erhaltung der Mannenberg-Burgen begann im Sommer 2008 mit der Sanierung der unteren Burg.
Während der Arbeiten konnten Indizien für zwei Bauetappen dieser Anlage entdeckt werden. In einer ersten, nicht datierten Phase entstand offenbar die Ringmauer mit einem Eingangsportal auf der Südwestseite. Die östliche Ecke der Wehranlage wurde von einem grösseren Gebäude mit polygonalem Grundriss dominiert – wohl ähnlich den beiden Hauptgebäuden auf der oberen Burg. In einer zweiten Bauphase, die möglicherweise nach einem Brandschaden begann, wurde auf den Grundmauern dieses Gebäudes ein starker Rundturm mit 8,6 Metern Durchmesser errichtet. Eventuell geschah dies um die Mitte des 13. Jhdts., als die Burg den Herren von Raron gehörte. Rundtürme breiteten sich damals von der Westschweiz her nach Osten aus.
Daniel Rindlisbacher
Quellen:
Fritz Hauswirth - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 10: Bern 1. Kreuzlingen, 1974
Rudolf von Fischer - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Basel, 1938
Erich Liechti - Burgen, Schlösser und Ruinen im Simmental. Wimmis, 2006
Thomas Bitterli - Schweizer Burgenführer. Basel / Berlin, 1995
In einem kleinen Bergsee oberhalb der Berner Gemeinde Lenk hauste einst ein Drache, den die Bewohner nicht zu vertreiben vermochten. Er hatte die Gestalt einer riesigen Schlange und stürzte sich auf Mensch oder Vieh, die sich in die Nähe des Ufers wagten. Aus dem See heraus getraute er sich freilich nicht. Einige sagen, er hätte sich vor dem Zorn der gutbewaffneten Bauern gefürchtet, andere wiederum meinen, ein frommer Spruch habe ihn in das Wasser gebannt.
Lange Zeit fürchtete man jedenfalls, der Lindwurm fresse sich unter Wasser in den Berg hinein und komme endlich auf der Talseite gegen Mannried wieder ans Tageslicht. Dann, so hiess es, werde das Untier seiner Zerstörungswut freien Lauf lassen, die freundliche Siedlung verwüsten und Mensch wie Tier verschlingen. Niemand wisse, wann Tag und Stunde dieses Unheils komme.......
Die beiden Burgen Mannenberg und Laubegg, welche 1349 von den Bernern zerstört wurden, sind lange, lange Jahre nach deren Untergang Schauplatz abergläubischer Schatzgräberei gewesen. Von den vielen Versuchen, in deren Ruinen mit beschworenen Geistern Schätze zu heben, entnehmen wir der Chronik folgende Sage:
Frage: „Wie heissest du?“
Antwort aus der Tiefe des Turmes: „Hannes von Schlenggwyl.“
Frage: „Hast du Geld unter deiner Verwahrung?“
Antwort: „Ja! Aber nicht für dich, es gehört jemand anders zu!“
Frage: „Wem gehört denn das Geld?“
Antwort: „Dem Hause Österreich. Nun frag` mich nicht weiter!“
Frage: „Was für ein Unterpfand ist eingesetzt worden?“
Antwort: „Frage mich nicht mehr, ich habe dir alles gesagt, was ich dir sagen will.
Nun lass mich Ruh.“
Der Beschwörer aber wollte es nicht aufgeben, den Geist zu beschwören und fing aufs neue an, ihn zu befragen, erhielt aber keine Antwort mehr. Dagegen drang aus der Tiefe ein schrecklicher Ton und ein unheimliches Gepolter kam herauf. Der Geisterbeschwörer wurde auf der Mitternachtsseite der Burg über die Felsen hinunter geschleudert, so, dass sein weisser Kittel als ein langer Streifen in der Luft erschien. Streun lief voller Schrecken nach Hause, vom Beschwörer aber war nie mehr etwas zu sehen.
Zum Laubeggschloss gehörte auch eine Kapelle. Der Platz , wo sie stand, heisst noch heutigen Tags der Kapelliboden. Von der steilen Strasse, die über den Laubeggstalden führte, ist die Abzweigung, die von der Kapelle nach dem Schlosse führte, noch heute in Spuren sichtbar. Später, als in Zweisimmen eine Kirche stand, wurde diese Kapelle abgetragen. Die Arbeiter, die diese Abtragung zu besorgen hatten, fanden den felsigen Boden, auf dem sie gestanden hatte, schön abgeglättet. Als sie fertig waren, bemerkten sie ein kleines Männchen, das einen schweren irdenen Krug wegtrug und einen solchen Gestank zurück lies, dass sie sich entfernen mussten.
Katharina Berchten von Lenk war eine sehr schöne Dirne und besass ein beträchtliches Vermögen, wozu auch die Langerseiten und andere Güter gehörten. Sie ward der Hexerei beschuldigt. Man sagte von ihr, sie könne das Wetter machen, Menschen und Vieh mit unheilbaren Krankheiten behexen und aus Haaren Hagel machen, in dessen Steinen man Haare gefunden habe, die den ihren glichen und dergleichen Untaten mehr, so dass das Volk noch nach langen, langen Jahren mit Schrecken davon erzählte. Sie soll angeklagt, verurteilt und in Thüll zu Zweisimmen auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sein.
Da es in damaliger Zeit Gesetz war, dass der Fiskus sich des Vermögens der Hingerichteten bemächtigte, so glaubten viele aus dem Volke an die Unschuld der Tryna Berchten und liessen durchblicken, dass ihr Reichtum eine Hauptursache ihrer Verbrennung möchte gewesen sein. Kein Wunder, dass ihr Rachegeist am Langer spuken musste, wovon ein vor mehr als hundert Jahren verstorbener Mann folgendes erzählt haben soll:
„Ich war unter der Präfektur des Kastlan Zehnder einer seiner Knechte. Herr Zehnder war Landwirt und benutzte die Schlossgüter selber und so auch die Langerseiten, die seit dem Tode der Tryna Berchten Schlossdomänen geworden waren. Ich war in der heiligen Nacht mit andern jungen Leuten, die wie ich dort gearbeitet hatten, zur Ruhe gegangen. Um Mitternacht sprangen alle Türen des Gemachs mit grossem Geräusch angelweit auf. Wir wurden aus den Betten hinaus in den tiefen Schnee geschleudert, aus dem wir mühsam wieder herauskrochen und in die warme Stube eilten. Der übrige Teil der Nacht verstrich ruhig, wie auch der übrige Teil unseres Aufenthalts daselbst." Lange Jahre soll die Katharina Berchten auf ihren ehemaligen Besitzungen gespukt haben. Als das Spuken aufhörte, sagten die Leute, Tryna sei nun zur Ruhe gekommen.
Statthalter Bühler in Boltigen war ein Mann von ganz ungewöhnlicher Körperstärke. Im Streit mit andern wagte er es nie, mit der Faust zu schlagen, aus Furcht, er könnte seinen Gegner totschlagen. Er umfasste ihn daher mit den Armen und drückte ihn mit solcher Gewalt gegen seine Brust, dass er atem- und kraftlos sich ergeben musste und den Streit nicht weiter fortzusetzen begehrte. Einst aber bekam er Streit mit einem ebenfalls riesenstarken Manne, einem Freiburger. Als beide voller Wut im Begriffe waren, aufeinander los zu gehen, stellten sich die Leute, von denen die Stube voll war, zwischen ihn und seinen Gegner und einer rief: „Lasst sie nicht zusammen, sonst gibt’s ein Unglück. Aber Bühler mähte mit seinen Armen die Leute zu Boden, wie ein Schnitter das Gras und war im Begriff, den Gegner zu packen. Aber im gleichen Augenblick stand ein schöner, ehrwürdiger, weiss gekleideter Mann vor ihm, der ihn mit solcher Gewalt zurückdrängte, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Ein gleiches geschah auch dem Gegner, der aber wohl die unwiderstehliche Kraft fühlte, aber nicht sah, woher sie kam. Was aber fast noch merkwürdiger war, im gleichen Augenblick war auch ihre Zanksucht verschwunden. Niemand in der Stube ausser Bühler wollte einen solchen Unbekannten als Friedensstifter gesehen haben. Sicher wäre einer von uns auf dem Platze geblieben, meinte Bühler und noch in seinen alten Tagen, als ihn einmal ein Freund fragte, ob ihm nie im Leben etwas Merkwürdiges begegnet sei, erzählte er ihm diese Geschichte als das Allermerkwürdigste, was ihm je im Leben begegnet sei und das er als ungelöstes Rätsel mit ins Grab nehme.
Zwischen den Gemeinden Oberwil und Boltigen erhebt sich die schöne waldige Höhe des Eichstaldens, die einst eine nun verfallene Feste trug. Noch heute führt vom nahen Oberwil her die alte Simmentalstrasse steil aufwärts nach dem kleinen Weiler auf dem waldigen Rücken und reizend, wenn auch holperig, nach dem Dorf Boltigen.
Von dieser Burg ging die Sage, es hüte dort ein Geist einen vergrabenen Schatz. Zwei beherzte Bürger von Waldried nahmen sich vor, diesen Schatz zu heben. Im nahen Bellegarde in Freiburg lebte damals ein Zauberer, der wegen dem Beschwören und Bannen von Geistern weit bekannt und berühmt war. Diesen suchten sie auf und wussten ihn zu bestimmen, dass er mit ihnen kam. An einem Herbstabend, als schon die düstern Nebel an den Tannen hingen, suchten sie die Ruine auf und der Zauberer begann seine Tätigkeit. Bald hatte er unter einer mächtigen Eiche den Platz entdeckt, wo der Schatz lag. Als es am Kirchturm zu Oberwil elf schlug, begannen die zwei zu graben und schon in etwa 4 Fuss Tiefe entdeckte man einen Kessel mit einem Henkel, der den Schatz enthielt. Nun galt es, ihn mit den mitgebrachten Stricken zu heben. Der Zauberer umging im Kreise die Grube und sagte zu seinen Begleitern: „Von jetzt an darf keine Silbe, kein Laut, kein hörbarer Atemzug euch entschlüpfen. Totenstille muss herrschen, bis der Schatz gehoben ist, sonst ist alles verloren." Der Zauberer fuhr mit den Händen in der Luft herum und bewegte bloss die Lippen, während die Schatzgräber den Kessel in die Höhe zu heben versuchten. Aber, oh weh! Als der Kessel fast die Oberfläche erreicht hatte, fühlte der eine von ihnen einen solchen Kitzel in der Nase, dass er sich unmöglich des Erniessens enthalten konnte. Aber, im gleichen Augenblick fiel der Kessel mit Donnergepolter wieder in die Grube hinab. Als der Zauberer ein zweites Mal den Versuch machte, hörte man nichts als ein leises Erzittern der Erde, wie von einem Erdbeben und es schien ihnen, als sinke der Kessel immer tiefer hinab.
Was versteht man eigentlich unter der Heidenmauer in Oberwil im Simmental? Niemand weiss es. Im Volke noch heisst die nur noch in Ruinenstücken erhaltene Burg der „Rosenstein". Von dieser Burg klingt noch wie ein Nachhall ihrer gänzlich verschollenen Geschichte folgende Sage:
Hugo, der Ritter von Rosenstein, war ein überaus geiziger Mann. Alles Gold, das in seine räuberischen Hände kam, vergrub und versteckte er in der Erde und er allein kannte die Stelle, wo es lag. Da kam einmal der Raubgraf von Gaffertschinggen mit Kriegsvolk das Tal herauf. Hugo zog aus, ihm entgegen, fiel aber im Krauchthal in einen Hinterhalt der Feinde und wurde mit seiner kleinen Schar erschlagen und seine Burg ging in Flammen auf. Bevor er zum Kampf gegen den von Gaffertschinggen auszog, soll er sich nach einer gewissen Stelle im Walde umgewandt und gemurmelt haben: „Der Teufel soll `s hüten." Sie glaubten, er meine das Schloss und gaben nichts darauf. Ungezählte Jahre später, als Wald und Gesträuch schon lange das Schlossgemäuer überwuchert hatten, kam in einer Mondscheinnacht ein Jäger, der im Eichstaldenwald gepirscht, aber nichts gefangen hatte, des Weges daher. Da gewahrte er auf einmal in der Nähe der Schlossruine eine grosse, schwarze Katze auf einem Steine sitzen. Schnell nahm er sein Schiesszeug zur Hand und sagte: „Ein Katzenbalg ist auch was wert." Er zielte und schoss. Aber, wie er losgedrückt hatte, zersprang ihm sein Gewehr und es kam ihm vor, als ob ihm jemand einen derben Schlag ins Gesicht gegeben hätte. Die Katze war verschwunden. Er wankte nach Hause, sein Gesicht schwoll auf und am dritten Tag war er eine Leiche. Die schwarze Katze wurde später noch mehrmals gesehen; aber es wagte niemand mehr nach ihr zu schiessen.
Quelle: Sagen aus dem Simmenthal von D. Gempeler – Schletti
Im Simmental, nicht allzu weit vom vieh- und weidenreichen Dorfe Erlenbach, liegt an der Berghalde in Dorn und Gestrüpp verborgen zerfallenes Gemäuer. Es ist das letzte Wahrzeichen, welches davon zeugt, dass hier einst die Burg der Herren von Gafertschinken gestanden hat. Keinen Namen ihres Geschlechts nennt die Geschichte. Dennoch halten diese alten Talherren noch heute das Land in Schrecken.
Wenn an den Bergen sich dräuend Gewölk sammelt und unten im Tal an den Hecken die schwarzen Schnecken erscheinen, wenn gegen die Nacht hin das Hauri seine Klagelaute durchs Tal erschallen lässt, dann flüchte unter das sichere Dach, wer draussen im Freien ist! Selbst das Vieh wird unruhig und rennt wie rasend der sicheren Behausung zu. „Die Tschinggenreiter kommen", heisst es dann. Um Mitternacht sieht man über den Felsen hoch zu Ross einen Ritter im feuerroten Mantel erscheinen. Hastig nimmt er von seiner Hütte ein gewaltiges Horn und bläst dreimal darein. Darauf erhebt sich ein Mark und Bein durchdringendes Geschrei. Der Sturmwind braust daher und weht selbst die stämmigsten Tannen nieder, Marchsteine fliegen in der Luft herum, in den Felsen kracht und poltert’s so fürchterlich, als tobe die blutigste Schlacht. Jetzt setzt sich ein gespensterhafter Zug in Bewegung, voran der rote Reiter mit glühendroten Augen. Der unheimliche Tross zieht unter dem Geheul der Lüfte zum höchsten Zahn des Gebirges. Beim Rosengarten hält er. Jetzt beginnt ein wahrer Höllenlärm. Die nächtlichen Reiter dringen mit Speer und Spiess auf die Felsen ein, brechen grosse Klötze daraus und werfen sie mit furchtbarer Wucht durch die Rinnen des Gebirges in das Tal hinab. Wenn während dieses schrecklichen Getöses ein Blitz plötzlich die Gegend erhellt, sieht man im Scheine da und dort die Trabanten der Reiter warten. Erst wenn der Morgen ins Tal zieht, verschwindet der grausige Zug. Im Dämmerlichte kann man noch die letzte der Spukgestalten entfliehen sehen, einen schwarzen Rappen und auf demselben hochflatternd ein Mantel, von welchem nicht zu sagen ist, ob er einen der Ritter umhüllt.
Immer wieder wird in Sagen über grosse Siedlungen berichtet, ob die Überlieferungen auf keltische Besiedelung zurückgehen wissen wir nicht. Doch können die Überlieferungen ein weiterer Hinwies sein, dass das geschützte Tal eine für Viehzucht und urbane Siedlungen günstige Landschaft war, früh besiedelt wurde und als Durchgang von Norden nach Süden und von Osten nach Westen diente, was Verschiedene archälogische Funde heute bestätigen.
Im bernischen Simmental, in jener Gegend, wo jetzt Weissenburg, Oberwil und andere kleine Ortschaften liegen, soll in ganz alten Zeiten eine grosse und reiche Stadt gestanden haben. Dorthin kam eines späten Abends ein zerlumptes Männlein und flehte von Haus zu Haus um eine milde Gabe. Überall traf es aber auf Gleichgültigkeit oder kalten Hohn, nur in einer schlechten Hütte, etwas ausserhalb der mächtigen Stadt, war ein armer Greis mit seiner Tochter ohne viel Federlesens bereit, mit dem seltsamen Bettler sein karges Mahl zu teilen. Doch, das Männlein packte sofort eine Hacke und begann mit viel Eifer und Fleiss einen Graben um das Hüttlein seiner Wohltäter aufzuwerfen. Mit duldsamem Lächeln betrachteten Greis und Tochter das närrische Treiben des verhudelten Zwergleins. Aber kaum war dieses mit seiner Arbeit fertig, da ertönte von den Bergen her ein Tosen und Donnern. Erde und Felsen stürzten wie ein schwarzes Meer über die geizige Stadt; sie begruben all ihren Reichtum und all ihre hartherzigen Bürger.
Nur das gastliche Hüttlein der beiden freundlichen Menschen wurde dank seinem schützenden Graben von dem allgemeinen Verderben und Strafgericht verschont.
Ein Mann von Oberwil wollte nach Saanen, wo selbst ein berühmter Doktor war, um diesen in einer gewissen Angelegenheit zu konsultieren. Hans Stucki, so hiess der Mann, kehrte in Zweisimmen im „Bären" ein und versäumte sich daselbst so lange, dass er erst spät nachts die Reise fortsetzen konnte. Es mochte gegen Mitternacht gewesen sein, als Stucki in der raben schwarzen Herbstnacht dem Steiniwald zustampfte. Da, auf einmal vernahm er ein abscheuliches Tosen und Geschrei in den Lüften. Als der Lärm noch entfernt war, glaubte er eine Schar johlende und brüllende Betrunkene zu hören und nahm sich vor, denen nicht zu begegnen, sondern sich im Gesträuch zu verstecken. Je näher aber das Wüten und Tosen kam, desto mehr überzeugte er sich, dass der schreckliche Lärm in den Lüften und nicht auf der Strasse zu suchen war. Es schien ihm, sehen konnte er ja nichts, als würden sich die Tannenwipfel vor dem Windzuge und in den Stimmen in der Luft biegen, die er des sausenden, brausenden Windes wegen nur ungenau unterscheiden konnte, er glaubte das Geröchel von jungen und alten Schweinen und das Krächzen wilder, kreisender Vögel zu hören. Wie der Zug vorüber war, wurde er sich erst seiner Angst bewusst. Er floh zurück nach Zweisimmen und vernahm dort, dass er dem Dürstegjeegg oder der Rochelsau begegnet sei, die jeden Herbst vor Einbruch des Winters da vorbeifahre.
Im steilen, finstern Steiniwald hinter Mosenried , bei Zweisimmen begegneten sich einmal in stockfinsterer Nacht zwei Ungeheuer (Unkühr), von denen keines dem andern ausweichen wollte. Es kam zu einer Schlägerei. Als das Stärkere das Schwächere durchgeprügelt hatte, rief es:
„Du Wust, wenn du nit usstelle tust, so musst!"
und stellte es zur Seite und fragte dann noch:
„Wie heissest du?"
„Sälbertha", tönte es zurück.
„Ja, ja, sälbertha, sälber ha, hätt mer`s öper anders ta, so müsste sie das Läbe la!" erwiderte das stärkere und beide gingen auseinander, niemand wusste wohin.
In alten Zeiten kam übers Meer von Ägypten her ein ganzes Kriegsvolk nach dem Wallis. Es waren lauter Christen. Da aber die Walliser noch Heiden waren, töteten sie die Krieger. Ein einziger Mann entrann, der hiess Longinus. Lange irrte der Alte im Gebirge umher. Dazumal versperrten noch keine Gletscher die Höhen. Droben am Wallisberg, wo heute kein Gemsejäger mehr über das Eis fürbass mag, lag eine grosse Alp von hundert Rinderweiden, welche man gemeinhin Blüemliberg nannte. Dreimal des Tages konnten dort oben die Kühe gemolken werden. Über diese Alp herab kam Longinus, hungernd, dürstend, wund an den Füssen und vom Scheitel zur Sohle zerlumpt. Die Leute des Tales aber erbarmten sich seiner, nahmen ihn freundlich auf und gaben dem Flüchtigen Raum in ihren Hütten. Als er sich ihr Vertrauen erworben, lehrte er sie den Christengott kennen. Da konnten sich nun die Hexen und Strüdlen den Mund wischen und gehen. Das Gemäuer auf dem Burgbühl,das zu den Götzenopfern gebraucht worden war, zerfiel. Als aber Longinus starb, mahnten die Leute das Tälchen, in dem sie wohnten, in dankbarer Erinnerung an ihn, „die Lengg".
Einst war der obere Rätzliberg im hintersten Simmental, aus welchem in sieben Brunnen die Simme entspringt, eine fruchtbare Alp, auf welcher Mutterne und Adelgras in Hülle und Fülle grünten. Eine reiche, aber geizige Frau unten aus dem Lande hatte den Berg gekauft. Alle Jahre brachte der Hirt, welcher droben sein Vieh sömmerte, der Lehnsfrau den Zins nebst einem Korb voll frischem Zieger und von der goldensten, fettesten Butter. Allein, nie war die Ungenügsame zufrieden. Einst brach ein furchtbares Hagelwetter über den Rätzliberg und Hunger drohte der Herde. Der Küher aber vermochte der Frau im Tale jetzt noch weniger zu bringen. Die Hartherzige aber fluchte ob seines geringen Zinses, verfluchte die Alp, die nichts Besseres hervorzubringen imstande sei. Da rückte plötzlich das Eis vom wilden Strubel auf die Alp zu. Begraben ward der herrliche Berg, verschwunden die blühende Weide. Als der Hirt im nächsten Sommer zurückkehrte, fand er nichts mehr als einen grossen Gletscher.
Die starken Hirten der Berge glaubten eben, als sich unten in den Tälern schon mächtige Städte und Gotteshäuser erhoben, noch lange nur an ihre eigene Ordnung: Weniger aus bitterer Not als aus Übermut überfielen sie gern ihre Nachbarn und wer unter ihnen dank Körperkraft, Waffenübung oder List dabei den Viehbesitz der Seinen am meisten zu mehren vermochte, den grüssten die schönen Mädchen am herzlichsten, der war bei Freund und Feind in der ganzen Umgegend wohl angesehen.
Einmal, da überfielen wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Walliser die fruchtbaren Alpen der Lenker im Obersimmental und führten fröhlich ganze Herden als Beute mit sich. Nur die Weiber und die alten Männer waren bei den Beraubten in den Hütten, die ganze kampferprobte Jugend ging für sich irgendwo recht gefährlichen Abenteuern nach. Trotzdem brachen alle, was sich einigermassen auf den Füssen zu halten vermochte, zur Verfolgung der frechen Gegner auf.
Bald schon erblickten die Lenker ihr weggetriebenes Vieh, die siegessicheren Walliser hatten es nun einmal nicht mit der Eile. Die neugewonnenen Herden liessen sie ruhig weiden und feierten in der Nähe den leichten Sieg mit Wein und Spottgesang. Vielleicht wollten sie, sich ihrer gewaltigen Übermacht wohlbewusst, ihre Verfolger sogar absichtlich in die Nähe kommen lassen, um dann schwache Weiber und Greise tüchtig verhöhnen zu können. Da lösten die listigen alten Lenker heimlich die Glocken von den Kühen und schwangen sie selber hin und her, dass es auf der Weide lustig weiterbimmelte. Die Weiber unterdessen, die trieben die gestohlenen Herden rasch wieder heimzu. Erst als Frauen und Vieh so weit weg waren, dass auch der Dümmste unter den Wallisern die Sinnlosigkeit einer wilden Verfolgung sofort einsehen musste, hörten die klugen Greise mit ihrem Schellen auf und liessen dafür ein schallendes Gelächter von allen Bergwänden widerhallen.
Für ihren Mut in der Not erhielten die Lenker Frauen von da an das ehrenvolle Vorrecht, die Kirche vor ihren Männern verlassen zu dürfen.
Zu dieser Sage gibt es auch ein „ Friedens-Lied" von Martin Hauzenberger
Quelle: Hausbuch der Schweizer Sagen von Sergius Golowin
Weisse Reiter tauchen immer wieder in Sagen und Erzählungen auf. Es gibt dazu verschiedene Deutungen. Ob es sich um Tempelritter handel die von der Verfolgung in Südfrankeich um 1313 flohen wissen wir nicht genau, historisch liess sich das bisher nicht belegen. Was hingegen bekannt ist, dass es gute Verbindungen von Südfrankreich über Savoyen und die Piemonteseralpen in den Alpenraum gab. Die ihrem Gedankengut und Glauben verpflichteten Ritter zogen sich als Verfolge in diese Gebiete zurück. Sie verfügten über ein grosses, vielfältiges Wissen wie z.B. Baukunst und Handel.
Die fahrenden Schüler tauchen vielerorts auf, bis weit nach Thüringen in Deutschland. Sie werden auch oft Venezier genannt. Im Mittelalter war Venedig eine blühende Handelsstadt, die einen grossen Bedarf an Rohstoffen hatte und zum Teil in grossen Manufakturen Waffen, Glas und Schiffe herstellte. Die Dogen von Venedig sandten sehr gut geschulte Kundschafter aus um z.B. nach Eisenerz und Mineralstoffen zu suchen. Man meinte, dass diese „Gelehrten" mehr als Brotessen konnten.
Es war in grauer Vorzeit, da wollte ein mutiger Reiter vom Bernerland hinüber ins Wallis reisen. Öde und wüst lag das Alpengebirge und noch keines Menschen Fuss war in das hochgelegene Alpental hineingedrungen. So wenig war das Felsental begangen und bekannt, dass es nicht einmal einen eigenen Namen hatte. Der Reiter aber auf weissem Rosse wollte es gleichwohl wagen. Immer weiter drang er in die Schlucht; angeschwemmter Sand, Kies und Geröll der Lütschine hemmten immer mehr den Schritt. Endlich war ein Fortkommen unmöglich, von allen Felsen strömten die Bäche, knietief watete das Pferd im schlammigen Sande, Umkehr war geboten. Wie der Reiter wieder zu den Seinen kam, da ging ein Fragen unter den Leuten, was ihm begegnet sei. „Ich musste umkehren, denn lauter Sand und lauter Brunnen hinderten meinen Weg." Von jener Zeit ist der Name dem Tale geblieben: Lauterbrunnen.
Einst kam einer der fahrenden Schüler, die in den Bergen nach Kristallen und nach Goldadern suchten und sich auf geheime Künste verstanden, ins Tiefental. Im Heidenhaus klopfte er an und bat um ein Nachtlager. Der Bauer gab Bescheid, seine Frau erwarte noch diese Nacht ein Kind und er könne keinen Fremden aufnehmen. Der Fahrende drängte aber und bat den Bauer bei dem bösen Wetter unterstehen zu dürfen. Da willigte der Bauer ein.
In der Nacht kam die Frau des Bauern nieder. Bei jeder Wehe rief der Scholar: „Noch nicht! Jetzt noch nicht!" Einmal sagte er dann: „Aber jetzt!" Der Bauer stellte den Fremden deshalb zur Rede. Der wollte mit der Antwort nicht herausrücken. „Hättet ihr mich nur nicht danach gefragt. Jetzt sollt ihr es eben wissen. Wenn ich der Geburt nicht entgegengehalten hätte, wäre das Kind später zum Selbstmörder geworden." „Und jetzt also nicht?" fragte der Bauer. „Jetzt wird ihn ein anderer töten, wenn er neunzehn Jahre alt ist."
Dafür wollte der Bauer einen Beweis. „Den will ich schon geben", meinte der Fahrende. „Übermorgen wird sich ein Füllen am Anbindestrick erhängen." Der Fahrende bedankte sich für Speis und Trank und ging davon. Am übernächsten Tag fand der Bauer dann wirklich das Füllen erhängt im Stall. Da wurde er nachdenklich und sein Herz wurde schwer.
Als das Kind zum Burschen herangewachsen war und der von dem Fremden vorausgesagte Tag näherrückte, sperrte ihn der Bauer in eine kleine Kammer im Dachstock ein. Hier wird keiner an ihn herankommen, dachte er. In den späten Abendstunden trieb die Tiefentaler Jungmannschaft sich um das Haus herum. Ihr wildes Spiel artete bald in böse Händel aus. Da gewahrte der Bursche von seiner Kammer aus, wie sein bester Freund von einem wilden Burschen hart angegriffen wurde. Da wollte er sich nicht zurückhalten und sprang in den Hof hinab. Er erhielt einen Messerstich in den Bauch und sank tot zusammen.
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